16
Apr
2010

Wünsche

Ich weiß ja nicht so recht - ich lese soviel von Menschen, die erreichen, was sie immer wollten, von willensstarken Leuten, die sich durchsetzen, von Lebenskünstlern, die so leben wie sie wollen und keinen Deut anders.

Ich weiß nicht, wie die das machen. Wenn ich etwas anstrebe, dann passiert eines von zwei Dingen: Ich schaffe es, oder ich schaffe es nicht. Wenn ich mir etwas wünsche, dann geht der Wunsch in Erfüllung oder auch nicht.

Wenn ich etwas entscheide, dann meistens, weil es ohnehin keine andere Möglichkeit gibt, die mir nur einigermassen realistisch erscheint. Oder sagen wir, weil, wenn ich anders entschiede, ich ziemlich sicher sein könnte, daß ich mir bis in der Zukunft fernen selbst in den Arsch bessen würde, genau wissend, was passieren wird, es dennoch herbeizuentscheiden.

Es gibt so wenige Entscheidungen in meinem Leben, die ich bewußt getroffen habe. Man kann sie an einer Hand abzählen, glaube ich.

Ja, schon gut, ob ich in der Früh die eine oder die andere Zahnpasta benutze, ob ich etwas weniger oder etwas mehr Milch in den Kaffee giesse, das sind - zugegeben - auch Entscheidungen.

Ich meine aber die wirklichen Entscheidungen, die, die nachhaltige Folgen haben, und die zu treffen ich auch die innere Freiheit gehabt habe.

Denn ehrlich - als Verdurstender ein Glas Wasser zu trinken oder nicht zu trinken - das ist keine echte Entscheidung. Oder als Feigling, der ich natürlich auch bin, über ein Drahtseil ohne Netz in 15 Metern höhe über den Asphalt zu balancieren, das ist auch keine Entscheidung. Das ist vorprogrammiert, in mir, fix verdrahtet.

Nein ich rede von den Entscheidungen, die ich mit innerer Freiheit und in dem Wissen treffe, damit einen Unterschied für mein späteres Ich zu machen.

Soll ich euch was sagen? Die sind verdammt selten (jaja ich weiß, ich habs schon erwähnt, aber nicht so ausdrucksvoll)!

Wenn ich mein Leben so betrachte, dann sitze ich eher in einem Wagon einer multidimensionalen Hochschaubahn, die mich genau dahin bringt, wohin ich eben gebracht zu werden wünsche oder auch nicht. Egal, sie bringt mich hin, mit allen Hoch-Tief-Schräg-Kopfüber-Aufrecht-Konsequenzen.

Es gibt die Zeiten, in denen mich die Sehnsucht überfällt, mehr Weichen selber zu stellen, und doch lieber auch einmal dorthin zu fahren und nicht dahin.

Aber soll ich euch noch etwas sagen?

Das ist alles Quatsch. Ja, ihr könnt es streichen. Es stimmt nicht. Ich habe mir grad selber exorbitant in den Sack gelogen, und euch gleich dazu.

In Wirklichkeit ist es nämlich so: jeder Wunsch - und ich meine: jeder Wunsch - geht in Erfüllung. Immer.

Die Frage ist nur: Wann, wo, wie, und mit welchem Grad an Sadismus seitens dieses Universums, das mich so liebevoll umgibt.

Ich könnte euch Geschichten erzählen, welche Wünsche ich schon gehabt habe, ihr glaubt es nicht. Und je nach Intensität werden sie wahr. Nach vielen Jahren und nachdem ich nicht einmal mehr daran gedacht habe. Klar.

Manchmal kommt es noch besser. Da machts in meinem Kopf auf einmal "klick", und ich weiß genau: Eine ganz kleine Willensanstrengung - einfach ein "ja", deutlich gedacht - wird mir einen Wunsch erfüllen, der mich bereits länger beschäftigt.

Nur - ich habe es schon erwähnt - ich bin ein Feigling. Ich lehne mich nämlich zurück, und antworte dem Universum auf seine Frage:

"Du weißt ob die Erfüllung dieses Wunsches gut ist, so insgesamt und für alle Beteiligten. Du weißt ob ein Mensch drunter leiden wird oder eher nicht, du weißt ob ich was draus lernen kann oder es eher Zeitverschwendung, oder auch ein gewaltiger Schuss ins Knie ist. Ich rede dir da nicht drein. Du weißt genau, wenn was anliegt, kannst du mit mir rechnen, wenn mich eine Überzeugung antreibt, gehe ich tausend Kilometer zu Fuß, um das Richtige zu tun. Du weißt daß ich das schon getan habe. Ich lasse nicht aus, ich ziehe es durch. Aber ich weiß nur sehr selten, welche Entscheidung wirklich gut ist, und deshalb überlasse ich dir die Entscheidung. Dafür läßt du mich wissen, wo es lang geht, und ich gehe mit."

Und das tue ich dann auch. So kommt es, daß ich dann vor einem Blog-Editor sitze, um einen Text zu verfassen, in dem davon die Rede ist, daß mein Leben mehr mich lebt als ich mein Leben - und wenns nicht zufällig an der richtigen Stelle *klick* macht, dann denke ich nicht einmal daran, daß ja diese Entscheidung, die größte von Allen, die wichtigste von allen - nämlich lieber den graden Weg zu gehen und mir nicht selber in die Stiefel zu kacken - meine Entscheidung gewesen ist, ganz bewußt.

Ist das Selbstverleugnung? Ist es nicht. Denn dieses Universum, dem ich meine Wünsche flehentlich entgegenbringe, und das mich von Zeit zu Zeit um Entscheidung frage, das .. bin ich.

Nur daß ich es noch nicht weiß.

Das heißt - Quatsch, natürlich weiß ich es. Sonst könnt ich es ja nicht herschreiben. So rational, ihr wißt ja. Diese komische Hülle, diese merkwürdige dünne Schicht an Gedanken und logischen Schlüssen, an Überzeugungen und Erfahrungen - diese dünne Schicht an der Oberfläche gehört natürlich auch zu mir, und die weiß es natürlich inzwischen.

Aber dieses dünne Blatt an dem Baum des Lebens, der mich hervorgebracht hat, ist nur ein kleiner Teil von mir. Und dieser Baum - ja schon der kleine Zweig, nicht zu sprechen von den dickeren Zweigen und Ästen, vom Stamm, und den Wurzeln - dieser Baum bin auch ich. Der bin ganz besonders ich. Der bin sogar ganz unglaublich ich.

Wer weiß es nun nicht? Ich denke, es ist diese Zwischenschicht, zwischen dem Blatt und dem Ästchen, vielleicht gar der Zweig? Der Zweig, den ich spüre und den auch alle spüren, wenn sie mich spüren (wir spüren aneinander nicht irgendwelche Aussagen oder sonstiges rationales Zeugs. Wir spüren das, was wir einander ausstrahlen). Ich denke, dieses Zwischendings ist es, das noch nicht so gut weiß, daß ich auch der Baum bin.

Der Baum weiß es sowieso.

Also irgendwas in mir vertraut noch nicht vollständig, daß ich ich bin, oder so ähnlich. Und doch manchmal doch wieder. Nun ich sehe schon, diesen Absatz zu schreiben macht entschieden mehr Spaß als ihn zu lesen - vermutlich - also beende ich ihn und komme zurück auf den Punkt (soweit es den gibt), und zwar zur Tatsache daß dieses Universum, das mich nährt und mir auf den Wunsch gehorcht, natürlich ich bin. Vertraue ich ihm also, vertraue ich mir selbst.

Ich scheine also vor Selbstvertrauen gradezu zu platzen, weil ich mir selbst so sehr vertraue, daß ich nicht bewußt eingreife, ausser in Form von Direktiven. Das fasziniert mich. Selbstvertrauen ist eigentlich was anderes, oder? Es bedeutet doch, in jeder Situation souverän auf die eigenen Fähigkeiten so zu vertrauen, daß man andere mitreisst, eine Autorität darstellt, zum Alpha-Tier wird, oder einfach nur etwas sehr gut vollbringt?

Ist das, worüber ich da oben schreibe, wirklich "Selbstvertrauen"?

Ganz ehrlich? Keine Ahnung! *ggggg*

Ich wünsche euch Allen jedenfalls Alles Gute! Und das geht in Erfüllung, garantiert! Ich weiß nur nicht, wann und wie und wo und mit welchem Grad an universellem Sadismus :-PPP

26
Mrz
2010

Über Entscheidungen und Andere Kalamitäten

Wenn du - naja, bald jahrelang - über etwas nachdenkst, und dich nicht entscheiden kannst, dann kann es sein, daß dich das Universum irgendwann zwingt. Oder daß du entscheidende Informationen erhältst, die dir helfen. Oder aber auch ..

.. du entscheidest dich aus einer Laune heraus, und das wars dann.

Wenn du DAS tust, weißt du genau, daß du die nächsten Jahre vielleicht mit einer Dummheit lebst. Es ist ja nicht so daß mir das noch nie passiert wäre. Es gibt Entscheidungen, die mir alles abverlangt haben, von denen ich heute noch nicht weiß, ob ich sie bereuen soll oder nicht.

Das ist aber egal. Ich habe diese Entscheidungen jedesmal schnurgerade durchgezogen. DAS habe ich noch nie bereut.

Und wieder habe ich eine Entscheidung getroffen, ganz kürzlich. Wieder werde ich sie in letzter Konsequenz durchziehen. Und wieder kann es sein, daß ich jahrelang nicht sicher bin, ob es die richtige Entscheidung gewesen ist.

Es gibt nur eines, was schlimmer ist, als die falsche Entscheidung: Keine Entscheidung. Jahrelanges Schwanken und hin und her-Rennen. Ewiges Überlegen. Ich kann das gut, deshalb sage ich mir jedes Mal, wenn ich eine meiner Entscheidungen wieder einmal anzweifle:

Das Beste an der Entscheidung ist ihre konsequente Beibehaltung gewesen. Die nimmt mir niemand mehr weg. Alles andere - nämlich jeder Verzicht, den die Entscheidung mit sich gebracht hat, darf ruhig weh tun. Kein Verzicht kann je so weh tun wie die Selbstzerfleischung infolge von Inkonsequenz.
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